
Passionsspiele
Passions- und Heiligenspiele in Waal
Die Waaler Passions- und Heiligenspiele zählen zu den ältesten Spielen in Bayerisch-Schwaben und stammen aus der Zeit der furchtbaren Pestjahre um 1621. Das älteste Dokument ist ein handgeschriebener Text aus dem Jahre 1791.
Die Spiele finden im geschlossenen, beheizbaren Passionsspieltheater (erbaut 1960/61) statt, welches über 600 numerierte Sitzplätze verfügt.
Die in unregelmäßigen Abständen den ganzen Sommer über aufgeführte Waaler Passion ist etwas Besonderes und erfreut sich allerbester Kritik und eines regen Zuspruchs aus nah und fern. Sie ist die Passion der Menschen in Waal und der Region. Das ganze Dorf ist an den Aufführungen beteiligt. Den langen Winter über erarbeiten sich die Laienschauspieler ihre Rollen, um den teilweise von weit her angereisten Zuschauern das Leiden und Sterben Christi nahe zu bringen.
2018 spielte die Passionsspielgemeinschaft Waal eine eigene allgäuerische Version des Brandner Kasper
In seiner oberbayerischen Heimat ist der Brandner Kasper so beliebt wie legendär. Die Raffinesse und liebenswerte Entschlossenheit, in der sich der Brandner Kasper der Mitnahme durch seinen leicht hilflosen Gegenspieler Boanlkramer zu entziehen sucht, bleibt auch in der Neufassung erhalten, die die Passionsspielgemeinschaft Waal seinem Publikum präsentiert.
Völlig neu an der Waaler Produktion ist wiederum der Text der allgäuerischen Version. Eine handverlesene Truppe Einheimischer, allesamt zeitlebens Dialekt sprechend, stand Spielleiter Florian Werner bei der Überarbeitung des ursprünglich oberbayerischen Originals zur Seite. Das Resultat ist eine Neufassung, die in geballter Allgäuerischer Mundart-Power daherkommt. Auch die Geschichte ist in mehreren Teilen näher an der Originalerzählung von Franz von Kobell. So wird das bekannte Wildererszenario durch eine Liebesgeschichte des jüngeren Brandner-Sohns, der mit seinem Bruder als bayerischer Soldat nach Tirol in den Krieg gegen die Freiheitskämpfer um Andreas Hofer zieht, ersetzt.
Zu den Neuerungen der Waaler Version zählen außerdem eine Engelsschule und der Schutzengelstammtisch im Himmel, der noch mehrere neue Figuren bereit hält. Letztlich nimmt die Geschichte gerade am Ende einen anderen Verlauf als bekannt.
Ansonsten aber bleibt alles beim vom Publikum Geschätzten. Mithilfe von Kartenspiel und Kirschgeist bringt der Brandner Kaspar die himmlische Ordnung erst einmal gehörig durcheinander.
Im beschaulichen Örtchen an der Singold indes gestalten die weit über hundert Laiendarsteller ein spielerisches Miteinander, das von der Hingabe seiner Darsteller an die Passionsspielgemeinschaft lebt.
Fotos: Passionsspielgemeinschaft Waal
Passionsspiele 2015
Gespielt wurde 2015 die Schwäbische Passion von Arthur Maximilian Miller.
Fotos: Passionsspielgemeinschaft Waal
Bericht im Reiseführer Oberbayern über die Waaler Passionsspiele
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